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Die bereinigte Moderne : Heinrich Manns »Untertan« und politische Publizistik in der Kontinuität der deutschen Geschichte zwischen Kaiserreich und Drittem Reich / Reinhard Alter.

By: Material type: TextTextSeries: Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur ; 49Publisher: Tübingen : Max Niemeyer Verlag, [2018]Copyright date: ©1995Edition: Reprint 2018Description: 1 online resource (128 p.)Content type:
Media type:
Carrier type:
ISBN:
  • 9783484350496
  • 9783110913071
Subject(s): DDC classification:
  • 838.91209 23
LOC classification:
  • PT2625.A43 .A484 1995
Other classification:
  • online - DeGruyter
Online resources: Available additional physical forms:
  • Issued also in print.
Contents:
Frontmatter -- Inhaltsverzeichnis -- Einleitung -- I. Ungleichzeitigkeiten -- II. Integration und Auflosung -- III. Die bereinigte Moderne 1918-1933 -- Literatur -- Personenregister -- Register der Werke Heinrich Manns
Summary: Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stehen die in H. Manns "Der Untertan" aufgedeckten ökonomischen, sozialpsychischen und soziokulturellen Spannungen und Widersprüche im raschen Übergang von der traditionellen Stände- zur modernen Klassengesellschaft. Dieser Spannung inhärent ist das auffällige Mißverhältnis von Pessimismus auf kurze Frist und längerfristigem Optimismus, einem Realismus der Diagnose und einem Idealismus der Prognose, welches für Manns politisches Dilemma am Scheideweg der Revolution von 1918/19 und bis zum Niedergang der Weimarer Republik konstitutiv wurde. Aus dem elementaren Widerspruch zwischen kapitalistischer Wirklichkeit und dem universalistischen Anspruch, der zu dem Entwurf einer konfliktfreien Bürgergesellschaft antreibt, ist das problematische Umkehrverhältnis von Gesellschaftskritik und utopischer Erwartungshaltung bei Mann zu erklären. Die Berufung auf eine idealisierte französische Geschichte z.B. gibt jenen 'Ersatz-Sonderweg' zu erkennen, der Manns Schwierigkeit verrät, mit gesellschaftlichen und politischen Modernisierungsprozessen im wilhelminischen Deutschland und in der Weimarer Republik zurecht zu kommen. Die Einsichten des "Untertan" in die Verschränkungen von Statusunsicherheit und Geltungsbedürfnis, bürgerlichem Individualismus und Sozialdarwinismus waren spätestens seit 1918/19 der utopischen Erwartung einer konfliktfreien Bürgergesellschaft großenteils gewichen. So konnte eines der folgenreichsten Kontinuitätsmomente im Übergang vom Deutschen Kaiserreich zur Weimarer Republik nicht zum Vorschein kommen. Denn Mann verkannte, daß gerade die 'vormodernen' Sicherheiten, die die NSDAP verhieß, sich mehrdeutiger auswirkten, als seine 'Geist-Macht'-Dichotomie wahrhaben konnte und wollte. Ein Demokratieverständnis, das auf der einfachen Antinomie zwischen den alten konservativen Machteliten einerseits und einem politisch unbedarften, doch auf längere Sicht durch Vermittlung der Intellektuellen 'belehrbaren' Bürgertum fußte, war nicht dazu angetan, den Blick für sozialpsychische Krisenerscheinungen in den eigenen bürgerlichen Reihen zu schärfen. Gerade an der von H. Mann weitgehend verleugneten innerbürgerlichen Spaltung machte die NSDAP den Dreh- und Angelpunkt für ihre 'Mittelstandspolitik' ausfindig.Summary: This is the first detailed socio-historical study of Heinrich Mann's novel "Der Untertan" (available in English translation in Penguin Books under the title "Man of Straw"). Completed in July 1914 and published in an edition of 100,000 in November 1918, Mann's powerful settlement of accounts with the Wilhelmine bourgeoisie occupies a strategic and controversial position in the debates about continuity and change from the German Empire (1871-1918) through the Weimar Republic to the Third Reich. No historian, as Hans-Ulrich Wehler has written, could have described the growth and development of radical German nationalism as penetratingly as H. Mann does in "Man of Straw". In addition to the considerable diagnostic value of the novel, Alter's study also analyses the symptomatic importance of H. Mann's literary and political development from the Wilhelmine Empire until the triumph of National Socialism in 1933 and sees this development in the context of the problematical history of German liberalism. The failed revolution of 1918/19 brings to light H. Mann's difficulties in confronting the full import of his own diagnoses: he is loath to admit that the 'middle' class (which since the 18th century had delegated itself to represent the whole of 'humanity' against the feudal-aristocratic order) was now more than ever a class itself. Mann convinced himself in the 1920s and early 1930s that the 'authoritarian personality' he had diagnosed in the "Man of Straw" had proved to be an historical aberration in the history of the German middle classes. Accordingly National Socialism, too, was anomalous in the course of German history. As a temporary throw-back to anachronistic conditions, H. Mann believed, National Socialism had no future in Germany.
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Item type Current library Call number URL Status Notes Barcode
eBook eBook Biblioteca "Angelicum" Pont. Univ. S.Tommaso d'Aquino Nuvola online online - DeGruyter (Browse shelf(Opens below)) Online access Not for loan (Accesso limitato) Accesso per gli utenti autorizzati / Access for authorized users (dgr)9783110913071

Frontmatter -- Inhaltsverzeichnis -- Einleitung -- I. Ungleichzeitigkeiten -- II. Integration und Auflosung -- III. Die bereinigte Moderne 1918-1933 -- Literatur -- Personenregister -- Register der Werke Heinrich Manns

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Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stehen die in H. Manns "Der Untertan" aufgedeckten ökonomischen, sozialpsychischen und soziokulturellen Spannungen und Widersprüche im raschen Übergang von der traditionellen Stände- zur modernen Klassengesellschaft. Dieser Spannung inhärent ist das auffällige Mißverhältnis von Pessimismus auf kurze Frist und längerfristigem Optimismus, einem Realismus der Diagnose und einem Idealismus der Prognose, welches für Manns politisches Dilemma am Scheideweg der Revolution von 1918/19 und bis zum Niedergang der Weimarer Republik konstitutiv wurde. Aus dem elementaren Widerspruch zwischen kapitalistischer Wirklichkeit und dem universalistischen Anspruch, der zu dem Entwurf einer konfliktfreien Bürgergesellschaft antreibt, ist das problematische Umkehrverhältnis von Gesellschaftskritik und utopischer Erwartungshaltung bei Mann zu erklären. Die Berufung auf eine idealisierte französische Geschichte z.B. gibt jenen 'Ersatz-Sonderweg' zu erkennen, der Manns Schwierigkeit verrät, mit gesellschaftlichen und politischen Modernisierungsprozessen im wilhelminischen Deutschland und in der Weimarer Republik zurecht zu kommen. Die Einsichten des "Untertan" in die Verschränkungen von Statusunsicherheit und Geltungsbedürfnis, bürgerlichem Individualismus und Sozialdarwinismus waren spätestens seit 1918/19 der utopischen Erwartung einer konfliktfreien Bürgergesellschaft großenteils gewichen. So konnte eines der folgenreichsten Kontinuitätsmomente im Übergang vom Deutschen Kaiserreich zur Weimarer Republik nicht zum Vorschein kommen. Denn Mann verkannte, daß gerade die 'vormodernen' Sicherheiten, die die NSDAP verhieß, sich mehrdeutiger auswirkten, als seine 'Geist-Macht'-Dichotomie wahrhaben konnte und wollte. Ein Demokratieverständnis, das auf der einfachen Antinomie zwischen den alten konservativen Machteliten einerseits und einem politisch unbedarften, doch auf längere Sicht durch Vermittlung der Intellektuellen 'belehrbaren' Bürgertum fußte, war nicht dazu angetan, den Blick für sozialpsychische Krisenerscheinungen in den eigenen bürgerlichen Reihen zu schärfen. Gerade an der von H. Mann weitgehend verleugneten innerbürgerlichen Spaltung machte die NSDAP den Dreh- und Angelpunkt für ihre 'Mittelstandspolitik' ausfindig.

This is the first detailed socio-historical study of Heinrich Mann's novel "Der Untertan" (available in English translation in Penguin Books under the title "Man of Straw"). Completed in July 1914 and published in an edition of 100,000 in November 1918, Mann's powerful settlement of accounts with the Wilhelmine bourgeoisie occupies a strategic and controversial position in the debates about continuity and change from the German Empire (1871-1918) through the Weimar Republic to the Third Reich. No historian, as Hans-Ulrich Wehler has written, could have described the growth and development of radical German nationalism as penetratingly as H. Mann does in "Man of Straw". In addition to the considerable diagnostic value of the novel, Alter's study also analyses the symptomatic importance of H. Mann's literary and political development from the Wilhelmine Empire until the triumph of National Socialism in 1933 and sees this development in the context of the problematical history of German liberalism. The failed revolution of 1918/19 brings to light H. Mann's difficulties in confronting the full import of his own diagnoses: he is loath to admit that the 'middle' class (which since the 18th century had delegated itself to represent the whole of 'humanity' against the feudal-aristocratic order) was now more than ever a class itself. Mann convinced himself in the 1920s and early 1930s that the 'authoritarian personality' he had diagnosed in the "Man of Straw" had proved to be an historical aberration in the history of the German middle classes. Accordingly National Socialism, too, was anomalous in the course of German history. As a temporary throw-back to anachronistic conditions, H. Mann believed, National Socialism had no future in Germany.

Issued also in print.

Mode of access: Internet via World Wide Web.

In German.

Description based on online resource; title from PDF title page (publisher's Web site, viewed 28. Feb 2023)